Medienmitteilung vom 20.11.2020
ERNEUTE SEESCHÜTTUNGEN FÜR MEHR BIODIVERSITÄT IM REUSSDELTA
Zwischen 2023 und 2027 wird der Kanton Uri unter der Leitung der Gesundheits‑, Sozial- und Umweltdirektion beim Südufer des Urnersees das Vorzeigeprojekt «Seeschüttung» fortsetzen. Mit rund 4.9 Millionen Tonnen Gestein werden neue Flachwasserzonen geschaffen und damit die biologische Vielfalt im Urner Reussdelta weiter erhöht.
Schon zwölf Jahre ist es her, seit im Urner Reussdelta zwei Inselgruppen und neue Flachwasserzonen in Ufernähe aufgeschüttet wurden. Die Seeschüttungen mit Ausbruchsmaterial vom Gotthard-Basistunnel und N4-Umfahrungstunnel in Flüelen waren zur damaligen Zeit ein Novum und mauserten sich zwischenzeitlich zum ökologischen Vorzeigeprojekt. «Die neuen Bade- und Naturschutzinseln sowie die geschaffenen Flachwasserzonen, sogenannte lichtdurchflutete Zonen mit bis zu 10 Meter Wassertiefe, haben sich problemlos ins Ökosystem ‚Reussdelta‘ eingefügt, wertvolle Lebensräume für Flora und Fauna gebildet und massgeblich zur Erhöhung der Biodiversität in diesem Gebiet beigetragen», führt Alexander Imhof, Vorsteher des Amts für Umweltschutz, aus. Das zeige die Langzeitkontrolle der Reussdeltakommission zwischen 2009 und 2020.
VERDREIFACHUNG DER FISCHBESTÄNDE
Demzufolge haben sich über 300 Pflanzenarten, wovon sechs Arten der Roten Liste angehören, auf den Naturschutzinseln angesiedelt. «Ausserdem konnten mehr Vogel‑, Insekten- und Reptilienarten gezählt werden», sagt der Amtsvorsteher. Unter Wasser sei dank der Sonneneinstrahlung die Besiedlung der neu geschütteten Flächen durch Wasserpflanzen innerhalb kurzer Zeit vorangeschritten, was zu einem natürlichen Flachwasser-Vegetationsbestand geführt habe. «Dadurch haben sich auch die Fischbestände äusserst positiv entwickelt», so Imhof. Diese hätten sich verdreifacht und das Artenspektrum habe sich im Untersuchungsperimeter von 11 auf 20 Arten erhöht. Die neuen Wasserpflanzen bilden Nahrungsgrund, Laichplätze und Kinderstube für verschiedene Fischarten. «All diese Ergebnisse dürfen den Seeschüttungen zwischen 2001 und 2008 zugeschrieben und als grossen Erfolg gewertet werden.»
Referenzzustand 1913 wiederherstellen
Daran anknüpfen und die biologische Vielfalt im Urner Reussdelta weiter erhöhen, beabsichtigt der Kanton Uri mit weiteren Seeschüttungen, die zwischen 2023 und 2027 geplant sind. Das saubere Gesteinsmaterial, das über 4.9 Millionen Tonnen betragen wird, stammt vom Bau der 2. Röhre Gotthard Strassentunnel und der A4 Neue Axenstrasse (Sisikoner Tunnel). «Damit schaffen wir beim Südufer des Urnersees weitere sechs Hektaren Flachwasserzonen, also rund 8 Fussballfelder neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere», erklärt Roland Senn, Leiter des Projekts Seeschüttung Urnersee von der Gesundheits‑, Sozial- und Umweltdirektion. Somit werden die Flachwasserzonen gemäss Referenzzustand aus dem Jahr 1913 wiederhergestellt: Die Begradigung der Reuss ab 1851 sowie der Kiesabbau ab 1905 hätten nämlich in den letzten hundert Jahren dazu geführt, dass das Südufer des Urnersees erodierte und sich das Reussdelta nicht mehr natürlich entwickeln konnte. «Mit der bevorstehenden zweiten Phase der baulichen Wiederherstellung der Flachwasserzonen in diesem Gebiet wird ein Generationenprojekt, das 1985 mit dem Reussdeltagesetz angestossen wurde, seinen erfolgreichen Abschluss finden», sagt der Projektleiter.
AUF KNOW-HOW UND ERFAHRUNG SETZEN
«Bei den kommenden Schüttarbeiten zwischen 2023 und 2027 werden wir vom Know-how profitieren, das sich der Kanton Uri mit der ersten Seeschüttung aufbauen konnte», führt Roland Senn weiter aus. «Wenn neues Material in den See eingebracht wird, hat das natürlich Auswirkungen. Aus Erfahrung wissen wir aber, welche Vorkehrungen zu treffen sind, um die Beeinträchtigung von Mensch und Umwelt möglichst gering zu halten.» So werde beispielsweise im Sommerhalbjahr lediglich in uferferneren Gebieten geschüttet, um die Badebereiche nicht zu tangieren, und im Winterhalbjahr in den ufernahen Bereichen. «Mit diesem jahreszeitlich differenzierten Schüttablauf kann optimal auf die Freizeitbedürfnisse wie auch auf die Schonzeiten der Fischerei Rücksicht genommen werden», sagt Roland Senn. Eine eigene Umweltbaubegleitung wird zudem die Einhaltung sämtlicher Umweltschutzmassnahmen und gesetzlichen Grenzwerte, die unter anderem im Umweltverträglichkeitsbericht festgehalten sind, sicherstellen. Damit wird sichergestellt, dass nur geeignetes Ausbruchmaterial in den See gelangt.
GESTEINSMATERIAL VON ZWEI GROSSPROJEKTEN
Aber wie kommen 4.9 Millionen Tonnen Gestein vom Berg in den See? «Bei solchen Mengen ist eine ausgeklügelte Materiallogistik und eine geeignete Infrastruktur essenziell», so Senn. Die Hauptmengen des Schüttmaterials werden beim Projekt «A4 Neue Axenstrasse (Sisikoner Tunnel)» über Förderbänder direkt zur provisorischen Schiffanlegestelle in Dorni bei Sisikon oder per LKW nach Flüelen geliefert. «Die Klappschiffe, die das Material entladen, unternehmen den Weg zum Schüttstandort auf dem Seeweg», erklärt Roland Senn. Beim Projekt «2. Röhre Gotthard Strassentunnel» kommen die Anlieferungen aufs Industriehafen-Areal in Flüelen mit maximal sieben 1’000 Tonnen-Zügen pro Tag. «Mit dem Einsatz von mindestens drei Klappschiffen und einer Einsatzdauer von 18 Stunden pro Tag im Zweischichtbetrieb kann der Materialanfall von rund 7’000 Tonnen pro Tag bewältigt werden.» Bei den Schüttstandorten auf dem See wird wieder eine Pontonanlage mit Unterwasserschürze als Trübungsschutz zum Einsatz kommen.
KEINE NEUEN INSELN VORGESEHEN
«Nach Abschluss der Schüttarbeiten sind keine weiteren Seeschüttungen im Reussdelta mehr vorgesehen, weil unter anderem auch das ökologische Aufwertungspotential erschöpft ist», sagt Alexander Imhof. Das heisst, das Verhältnis zwischen der Menge des zu schüttenden Materials und der neu gewonnenen Fläche an Flachwasserzonen würde aufgrund des steil abfallenden Seegrunds nicht mehr stimmen. «Das Gebiet wird schliesslich wieder der Natur übergeben und das Leben wird sich in den neuen Flachwasserzonen erfahrungsgemäss rasch ausbreiten und die Unterwasserwelt des Urnersees biologisch vielfältiger machen», so Imhof. Dies geschehe zwar fernab des menschlichen Auges, denn es werden keine neuen Inseln aufgeschüttet, was dieses Projekt aber nicht weniger wichtig, wertvoll und faszinierend mache.
KONTAKT
- Christian Arnold, Regierungsrat Gesundheits‑, Sozial- und Umweltdirektion (GSUD), 041 875 21 51
- Roland Senn, Projektleiter Seeschüttung Urnersee, 041 875 24 09
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Medienmitteilung vom 20.11.2020
Bild 1: Schüttgebiet von oben: Beim Südufer des Urnersees werden die Seeschüttungen erfolgen.
Bild 2: Das Projektteam hat sich formiert: Alexander Imhof, Vorsteher Amt für Umweltschutz, Roland Senn, Projektleiter und Christian Arnold, Regierungsrat GSUD (v. l. n. r.).
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