Herausforderungen & Lösungen

Parallelität
Die Hauptmengen aus den beiden Tunnelprojekten Gotthard und Axen treffen zeitgleich ein – eine logistische Herausforderung, die dank vorausschauender Planung, zusätzlicher KlappSchiffe und grossem Einsatz aller Beteiligten bewältigt wird.
Herausforderung
Ursprünglich war vorgesehen, dass das Ausbruchmaterial aus dem Gotthard erst nach dem Axen geliefert und geschüttet wird. Doch Verzögerungen beim Projekt «Neue Axenstrasse» führten dazu, dass nun beide Grossprojekte ihre Hauptmengen über mehrere Jahre hinweg gleichzeitig liefern. Für das Projekt Seeschüttung Urnersee bedeutet das: stark erhöhte Liefermengen bei gleichzeitig stark reduziertem Spielraum für Pausen, Revisions- und Unterhaltsarbeiten oder Transportunterbrüche bei Sturm.
Diese Parallelität stellt das gesamte Betriebs- und Logistikkonzept auf die Probe. Denn an Spitzentagen müssen über 10’000 Tonnen Schüttmaterial pro Arbeitstag übernommen und verarbeitet werden – per Güterzug, Lastwagen oder Förderband, teils zeitgleich an mehreren Entladeorten. Ein Ausfall der Schüttungen während mehrerer Tage hätte Rückstaus zur Folge und könnte sogar die Tunnelvortriebe gefährden.
Lösungen
- Aufrüstung der Infrastruktur
Um die erhöhten Mengen effizient bewältigen zu können, wurde die bestehende Infrastruktur gezielt ausgebaut:- Die Verladeanlagen im Hafen Flüelen wurden auf eine Leistung von bis zu 1’200 Tonnen pro Stunde verstärkt.
- Neue Direktverladelösungen ermöglichen einen zügigen Umschlag vom Güterzug auf das Schiff.
- Zwei neue Klappschiffe wurden beschafft. Zusätzlich steht ein weiteres Schiff zur Verfügung, um bei Engpässen oder Schiffsausfall rasch reagieren zu können.
- Betrieb in mehreren Schichten
Um die maximale Tagesleistung zu erreichen, wurde der Betrieb auf dem See angepasst:- Zweischichtbetrieb unter der Woche ab Flüelen, sobald die Tunnelbohrmaschinen am Gotthard auf Volllast laufen.
- Zusätzliche Schüttfahrten an Samstagen, insbesondere zur Entlastung von Zwischenlagern nach Föhntagen oder bei Rückstau.
- Erhöhte Verfügbarkeit und Redundanzen
Die hohe Auslastung macht es unmöglich, grössere Revisions- und Unterhaltsarbeiten während des laufenden Betriebs durchzuführen. Zur Optimierung der Verfügbarkeit wurden zusätzliche Massnahmen getroffen:
- Kritische Ersatzteile für Schiffe und Anlagen werden lokal vor Ort gelagert, um im Fall einer Panne sofort reagieren zu können. Auch wird ein Reserveschiff bereitgestellt.
- Wartungsfenster wurden wo möglich vorgezogen, eng getaktet und auf die Tunnelprojekte abgestimmt.
- Koordination und Personalaufstockung
Die Parallelität bedeutet nicht nur technische, sondern auch personelle Herausforderungen. Damit alles rund läuft:
- Die Umweltbaubegleitung und die Bauleitung haben ihre Präsenz verstärkt, um die laufenden Kontrollen trotz erhöhtem Takt sicherzustellen.
- Die Schüttunternehmung hat zusätzliches Personal eingeplant, das flexibel eingesetzt werden kann – auch kurzfristig.
Dank frühzeitiger Vorbereitung, technischer und personeller Aufrüstung und starkem Einsatz aller Beteiligten kann die Seeschüttung Urnersee auch während der intensiven Parallelphase effizient, sicher und umweltschonend durchgeführt werden.